Kleines Genetikwörterbuch

Genetikwörterbuch

Vererbung
Die Weitergabe von genetischen Informationen an den Nachwuchs.

Phänotyp
Mit dem Begriff „Phänotyp“ beschreibt man die äußerlich sichtbaren Eigenschaften eines Hundes (d.h. seine Farbe, Zeichnungs- und Fellvariante). Wenn man die Farbe eines Hundes beschreibt, nennt man immer nur den Phänotyp. Beispiel: Blue merle - white / copper.

Genotyp
Auch als Erbgut bezeichnet. Während der Phänotyp nur die äußeren Merkmale eines Hundes beschreibt, beschreibt der Genotyp alle genetischen Eigenschaften eines Hundes (also die sichtbaren und die unsichtbaren). Ein Hund kann die Veranlagung für mehrere andere Farben tragen, die ihm von seinen Vorfahren vererbt wurden. Beispiel: Ein Hund kann zwar äußerlich schwarz sein, aber auch die Veranlagung für die brauche Fellfarbe haben (und diese an seinen Nachwuchs weitervererben), obwohl man sie ihm äußerlich nicht ansieht. Zwei Hunde die gleich aussehen (den gleichen Phänotyp haben), können sich also durchaus im Genotyp unterscheiden. Der Genotyp wird durch den Gencode beschrieben.

Gencode
Der Gencode beschreibt den Genotyp, also alle sichtbaren und unsichtbaren Eigenschaften eines Hundes. Für jedes Gen das der Hunde besitzt wird eine Buchstabenkombination verwendet. Zum Beispiel: BB für schwarze farbe, bb für rote Farbe und Bb für ein schwarzen Hunde, der das rot "nur in sich trägt".

Chromosom
Chromosomen sind die Träger der Erbinformation und befinden sich in den Zellkernen. Man kann sie sich als lange DNA-Ketten vorstellen. Chromosomen existieren sozusagen im Doppelpack, so genannten „homologen Paaren“. Ihre einzelnen Bestandteile, die Gene, sind verantwortlich für alle Eigenschaften eines Hundes.

Gen
Ein Abschnitt auf der DNA (den Chromosomen), verantwortlich für jedes Merkmal eines Hundes.

Locus
Bezeichnet den Platz, an dem die Gene auf den Chromosomen sitzen. Dieser Gen-Ort ist für alle Tiere einer Spezies immer gleich.

Allel
Jedes Gen besteht beim Hund aus 2 Teilen (Ausprägungen oder Zustandsformen eines Gens), den sogenannten Allelen. Deshalb wird jedes Gen durch ein Buchstaben-Paar beschrieben.

Homozygot
reinerbig, ein Hund hat für ein Gen 2 identische Allele. Beispiel: BB für homozygot schwarz

Heterozygot
mischerbig, d.h. der Hund hat zwei unterschiedliche Allelle für ein Gen. D.h. am selben Genort (Locus) ist ein dominantes und ein rezessives Allel. vorhanden. Dies erkennt man daran dass ein Allel großgeschrieben wird (das dominante) und eines klein (das rezessive Allel). Beispiel: Bb = der Hund hat ein mal das Allel B für schwarz und einmal das Allel b für Nicht-Schwarz = der Hund ist Schwaz heterozygot.

Dominant
Dominant bedeutet soviel wie „beherrschend“. Ein dominantes Gen braucht nur einmal vorhanden zu sein, um beim Hund äußerlich sichtbar zu werden. Da es dominant ist, unterdrückt es das Sichtbarwerden des rezessiven Gens. Das bedeuted gleichzeitig, dass ein Hund mit zwei dominanten Allelen äußerlich gleich aussieht wie ein Hund mit einem dominanten und einem rezessiven Allel. Dominante Gene werden in der Genetik durch Großbuchstaben beschrieben.

Rezessiv
Ein Hund muss ein rezessives Gen in doppelter Ausführung (also von beiden Elternteilen) erhalten haben, damit er es äußerlich zeigen kann. Andernfalls wird es von einem dominanten Gen unterdrückt. Rezessive Gene werden in der Genetik durch Kleinbuchstaben gekennzeichnet.

Träger
Hat ein Hund ein rezessives Gen nur von einem Elternteil erhalten, hat er die Veranlagung für das entsprechende Merkmal ohne es jedoch äußerlich zu zeigen. Man spricht davon, dass er das Gen „trägt“ und damit auch weiter vererben kann. Beispiel: Gencode Bb. Ist das kleine b (für Braun) wie hier nur einmal vorhanden, ist der Hund lediglich Braun-Träger, ist aber äußerlich nicht Braunfarben.

Semidominant
Auch semidominante Gene werden genau wie dominante Gene durch Großbuchstaben beschrieben. Allerdings gibt es einen Unterschied in ihren Auswirkungen: Semidominante Gene werden auch unvollständig dominante Gene genannt, weil sie ein rezessive Allel nur unvollständig unterdrücken können. Im mischerbigen Zustand (wenn der Hund für ein Merkmal/Gen also ein dominantes und ein rezessives Allel hat) ist deshalb das rezessive Allel teilweise sichtbar. Das bedeuted dass ein Hund mit zwei dominanten Allelen anders aussieht als ein Hund mit einem dominanten und einem rezessiven Allel.

Mendel
Der österreichische Augustiner-Pater Gregor Johann Mendel (1822 – 1884) entdeckte als Erster die Regeln der Vererbungslehre. Die im Jahr 1865 niedergeschriebenen so genannten „Mendel’schen Gesetze“ wurden zwar durch Experimente an Erbsenpflanzen entdeckt, sie sind aber auch auf die Hunde-Genetik anwendbar und noch heute gültig.

Dominant-rezessiver Erbgang
Bei dieser Art der Vererbung ist im heterozygoten (also mischerbigen) Zustand nur die dominante Ausprägung äußerlich zu sehen. Beim Hund ist dies die häufigste Art der Vererbung.

Intermediärer Erbgang
Beim intermediären Erbgang sind die Merkmale semidominant oder semirezessiv. Beim Hund kommen einige semidominante Gene vor (diese werden auch unvollständig dominant genannt). Wenn ein Hund mischerbig ist (also ein dominantes und ein rezessives Allel hat), tritt neben dem dominanten auch das rezessive Gen teilweise in Erscheinung. Das semidominante Gen kann das rezessive Merkmal nicht vollständig unterdrücken (daher der Name semidominant).

Kodominanter Erbgang
Kodominanz ist eine Art der Vererbung, bei der die verschiedenen Allele gleich stark ausgeprägt werden.

Monohybride Kreuzung
Eine Verpaarung, bei der nur ein Gen beteiligt ist.

Dihybride Kreuzung
Eine Verpaarung, bei der zwei Gene beteiligt sind.

Trihybride Kreuzung
Eine Verpaarung, bei der drei Gene beteiligt sind.

Crossing over
Das genetische Material zweier Chromosomen wird wechselseitig ausgetauscht.

Bindung
Da manche Gene ihren Platz (Locus) auf demselben Chromosom haben, kommen diese Verbindungen häufiger vor. Beispiel: Bandet und Kurzhaar.

Letal
Letal bedeutet „tödlich“. Hunde die ein letales Gens in doppelter Ausprägung erhalten haben (also bezüglich dieses Gens reinerbig/homozygot sind), sind nicht lebensfähig. Sie sterben entweder bereits im Mutterleib und werden dort resorbiert oder sie sterben kurz nach der Geburt. Verpaarungen dieser Art führen daher meist zu kleineren Würfen. Aus Tierschutzgründen sollten sie vermieden werden.

Letalfaktor
Als Letalfaktoren werden die letal wirkenden Gene beschrieben.

Mutation
Eine Veränderung der Erbinformation. Beispiel: Aus der Wildform des Hundes (Wolf) entstanden durch spontane Mutationen verschiedene Farb-, Fell- und Zeichnungsvarianten.

Eumelanin
Der Farbstoff, der für die Ausprägung der braun-schwarzen Farben benötigt wird.

Phäomelanin
Der Farbstoff, der für die Ausprägung der rot-gelben Farben zuständig ist.

Blutsfremd
Bezeichnet Tiere, die auf verschiedene Genpoole zurückgehen.

Inzucht
Inzucht ist die Verpaarung direkter Verwandter. Durch Inzucht werden die Gene in ihren Ausprägungen zunehmend identisch und somit der Anteil „versteckter“ Erbanlagen geringer. Inzucht erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass rezessive Anlagen aufeinander treffen und dadurch ausgeprägt werden. Dies kann positiv sein (Festigung erwünschter Eigenschaften), aber auch negativ (versteckte Erbkrankheiten). Allerdings ist es dadurch auch möglich, versteckte (rezessive) schädliche Gene heraus zu selektieren, so dass sie sich nicht weiter in der gesamten Zucht verbreiten können. Inzucht bewirkt also nur dass sichtbar wird, was schon in einer Linie steckt. Während es der auf Individualebene also ein zweischneidiges Schwert ist, kann es auf Artebene durchaus vorteilhaft sein. Allerdings müssen einige Dinge beachtet werden.

Inzuchtkoeffizient
Der Inzuchtkoeffizient ist die Wahrscheinlichkeit (Prozentangabe), dass bei einem Gen aufgrund der Abstammung beide Allele vom selben Vorfahren stammen (Wahrscheinlichkeit identischer Allele).

Inzuchtdepression
Inzucht kann geringere Fruchtbarkeit und Körpergröße, oder eine höhere Krankheitsanfälligkeit zur Folge haben. Betroffen sind jedoch meist nur die Generationen F2-F8. Bei richtig durchgeführter Inzucht werden von Inzuchtdepression betroffene Linien eingestellt. Die übrigen haben nach der F8-Generation eine erhöhte Widertandsfähigkeit und Fruchtbarkeit, da die schädlichen Gene herausselektiert wurden. Deshalb ist auch eine Verpaarung von Inzuchtstämmen möglich, ohne dass erneut eine Inzuchtdepression auftritt. Wichtig ist eine konsequente Auswahl der Zuchttiere und ein Ausschluss aller ungeeigneten Tiere.

Linienzucht:
Es werden Tiere miteinander verpaart, die nicht so eng miteinander verwandt sind (wie z.B. Halbgeschwister, Enkeln/Großeltern, Cousins etc.). Durch Linienzucht wird die Ähnlichkeit und Einheitlichkeit der Hunde verstärkt und gewünschte Eigenschaften gefestigt.

Rückkreuzung
Als Rückkreuzung bezeichnet man eine Verpaarung von Nachkommen mit ihren Eltern.

Auszucht oder Outcrossing
Das Gegenteil von Inzucht, d.h. die Verpaarung von ausschließlich unverwandten Tieren um einen möglichst heterogenen Genpool zu erhalten. Sie hat Vor- und Nachteile: zwar wird die Wahrscheinlichkeit geringer, dass negative versteckte (rezessive) Eigenschaften aufeinander treffen, aber dadurch kann sich eine versteckte Eigenschaft auch unerkannt in der gesamten Zucht ausbreiten.

Epistasis
Wenn die Auswirkungen eines Gens auf ein anderes durch das Vorhandensein eines oder mehrerer weiterer Gene verändert werden, spricht man von Epistasis. Die daraufhin äußerlich sichtbaren Merkmale werden als epistatischer Phänotyp bezeichnet, während der unterdrückte Phänotyp hypostatischer Phänotyp genannt wird.

Modifier
Als Modifier-Gen werden Gene bezeichnet, welche das Zusammenspiel zwischen Genen bzw. die Auswirkungen von Genen auf andere Gene verändern (siehe Epistasis).

Qualzuchten
Qualzuchten sind Tiere, deren Merkmale durch Zucht so verändert wurden, dass sie beim Tier Schmerzen, Leiden, Schäden oder Verhaltensstörungen verursachen. Paragraph 11b Tierschutzgesetz verbietet diese zwar, die Umsetzung dieses Verbots lässt allerdings zu wünschen übrig.